Meine Camino-Statistik

Meine Strecken und Zeiten (reine Laufzeit abzgl. Pausen) waren:

15.08. Koblenz (Bhf) nach Löf 29,9 km (Anstieg: 658 m, Abstieg: 652 m) in 9:14 Stunden
16.08. Löf nach Treis-Karden 21,7 km (Anstieg: 568 m, Abstieg: 593 m) in 5:39 Stunden
17.08. Treis-Karden nach Bullay 30,6 km (Anstieg: 895 m, Abstieg: 867 m) in 7:33 Stunden
18.08. Bullay nach Traben-Trarbach 27,5 km (Anstieg: 883 m, Abstieg: 842 m) in 7:16 Stunden
19.08. Traben-Trarbach nach Osann-Monzel 19 km (Anstieg: 524 m, Abstieg: 473 m) in 4:45 Stunden
20.08. Osann-Monzel nach Klüsserath 21,8 km (Anstieg: 539 m, Abstieg: 605 m) in 4:36 Stunden
21.08. Klüsserath nach Schweich 16,1 km (Anstieg: 494 m, Abstieg: 478 m) in 3:41 Stunden
22.08. Schweich nach Trier 22,5 km (Anstieg: 533 m, Abstieg: 529 m) in 5:04 Stunden

Das Gewicht meines Rucksacks war ca. 18 kg. Empfohlen werden maximal 10% des Körpereigengewichts.

Nach vier Tagen waren die täglichen Schmerzen verschwunden.

An einen Abbruch dachte ich nur am ersten Tag. Ich war in Alken angekommen und fand keine Unterkunft.

In Zell an der Mosel schickte ich überflüssige Dinge zurück. Darunter ein Schlaf-Shirt und Handcreme, die ich für Hautprobleme infolge der Wanderstöcke, die ich benutzte, für sinnvoll hielt. Das Paket hatte ein Gesamtgewicht von ca. 1,5 kg. Gleichzeitig kam zu meiner Ausrüstung eine Isomatte (Gewicht 1 kg) hinzu – die ich allerdings nicht brauchte.

Zwei paar Wandersocken aus Merino-Wolle reichten aus.

Zwei Hosen reichten aus: Eine lange, eine kurze. Ich habe tagsüber die lange getragen als Schutz vor Brennesseln am Wegesrand, zur Vermeidung von Steinen, die in die Schuhe springen und weil die Hose viele Taschen (Smartphone, Portemonnaie, Kugelschreiber, Pilgerführer) hat.

Drei Funktionshemden reichten aus: Im Wechsel wurde immer eins gereinigt, eins getragen. Ein drittes wurde abends getragen.

Ab dem dritten Pilgertag reisten ein gesegneter Rosenkranz und ein gesegnetes Amulett aus Maria Engelport mit.

Am dritten Tag hatte ich meinen „Pilger-Moment“ in Beilstein.

Mit insgesamt sechs Blasenpflastern musste ich eine Blase auf Höhe der Achillesferse täglich versorgen.

Die schönsten Städte auf der Strecke waren Beilstein, Enkirch und Bernkastel-Kues.

Während des Abendessens in Klüsserath wurden wir Zeugen eines Fahrradunfalls.

In Klüsserath wollten Anja und ich unseren Pilgerstempel holen – und landeten beim Bürgermeister!

Die optimierte Packliste für den nächsten Camino ist schon fertig

Der achte Tag auf dem Camino

Der Tag, der für mich sehr früh begann. Schon um halb fünf war ich wach, konnte nicht mehr schlafen und schrieb den nächsten Tagesbericht auf Facebook. Noch ein paar Fotos dazu – fertig war der Tag 7. Gestern hatte ich einfach keine Lust mehr dazu. Nach dem schönen Abend im Weinatrium Wallerath mit meinen Mitpilgern war ich nur müde.

Ich packte die letzten Dinge ein, aß ein bisschen was und brach schon um 5:20 Uhr auf. Alles war ruhig. Die Luft war heute angenehmer und es gab eine leichte Brise. Ich erinnerte mich an gestern: Die Luft stand und war schon ein wenig stickig. Beim ersten Geländeanstieg kam gleich der Schweiß durch. Das war heute anders.

Schweich verließ ich in Richtung Nordwesten. Dummerweise hatte ich die GPS-Koordinaten der letzten Etappe nicht auf meinem GPS-Gerät gespeichert. Ich war also dieses Mal wirklich auf mich selbst gestellt. Zum Glück hatte ich wenigstens die GPS-Koordinaten gespeichert, an denen mein Auto stand. Die wählte ich als Ziel, um im Notfall wenigstens die Richtung zu wissen.

Es war noch dunkel und ich musste nun erstmals eine Taschenlampe rausholen, um die wegweisenden Aufkleber zu entdecken. Es ging schnurstracks geradeaus. Nun merkte ich, dass die Beschilderung doch ein paar wenige Lücken aufwies. An einigen Stellen probierte ich es mit Logik (einfach geradeaus, Wegweiser suchen) oder nutzte die Wegweiser anderer Wanderwege und das half.

Auffällig war, dass es keine Weinfelder mehr gab. Die Wege kamen mir langweiliger vor, gewöhnlicher.

Ich kam durch die Orte Quint und Ehrang. Pilgerstempel konnte ich um diese Zeit noch nicht ergattern. Die Pfarrei würde erst um 9 Uhr öffnen, da wollte ich schon viel weiter sein. Blöd, dass ich so früh losgelaufen war… in Quint gab es dafür noch einmal ein sehr schönes Panorama.

Auch die Gaststätte in Biewel, in der es einen Pilgerstempel gab, hatte nicht geöffnet. Die Öffnungszeiten waren außerdem von „ab 12 Uhr“ auf „ab 17 Uhr“ verlegt worden. Dadurch haben vermutlich die meisten Pilger nun keine Chance mehr, dort einen Stempel zu bekommen.

Die Menge der Schildchen, die auf einen Wanderweg hinwiesen, nahm deutlich zu. In Quint entdeckte ich neben dem Mosel-Camino den Schönstatt-Pilgerweg, den Moselsteig, den Moselhöhenweg und den Ville-Eifel-Weg vom Eifelverein.

Vor Trier kam ich bei einem großen Kreuz an, das im Jahr 2007 vom Religionslehrer Johannes Mohr gestiftet wurde. Ich hatte einen ersten wunderschönen Ausblick auf Trier. Meinem Tagesziel.

In Ehrang fand ich dann tatsächlich Technik aus dem letzten Jahrtausend, die hier noch im Verkehrsbereich eingesetzt und genutzt wird. In der Zeit, als sie deutschlandweit genutzt wurde, gab es noch die Deutsche Mark.

Zwischen Ehrang und Biewer gab es endlich einen Brunnen, der nicht trocken war. Meinen Vorrat musste ich nicht auffüllen.

Der Camino führte weiter durch Wälder, an alten Gemäuern entlang und auf Plattformen, an denen es manchmal einen Ausblick auf Trier gab. Den Zauber der letzten Tage konnte ich nicht mehr gut erkennen.

Das Wetter war angemessen. Das Sonnenlicht flutete die Wälder und in den Höhen gab es eine schöne Brise.

So kam ich irgendwann in Trier an. Der Weg endete abrupt an einer Straße und ein Gewühl vom Straßenverkehr umschloss mich. Fort waren die Bäume, die Panoramen, die Weinfelder und Wiesen. Sie waren dem Hupen, Motorengeräuschen, geschäftigem Treiben und Asphalt gewichen. Es fühlte sich ein wenig wie ein Kulturschock an.

Als ich mich wieder gefangen hatte, lief ich, geführt von den Muschelaufklebern, bis zur nächsten Moselbrücke. Die Mosel erschien mir hier noch einmal breiter, größer und natürlich wunderschön. Am Ende angekommen, wurde ich an das Ufer geführt. Der nun folgende Weg war sehr langweilig. Immer wieder wurde man von Radfahrern gescheucht. Der Weg führte etwa 3 Kilometer lang geradeaus an der Mosel entlang. Zwar ein wenig entrückt vom Verkehr, aber der Zauber des Mosel Camino war verpufft.

Schade.

So lief ich nur noch zur Kirche und holte mir meinen letzten Stempel im Laden ab.

Ein paar schöne Eindrücke bekam ich aber doch noch von der Kirche. Es gibt einen unterirdischen Bereich, den sollte man gesehen haben!

Damit endet mein Camino.

Der siebte Tag auf dem Camino

Es sollte die kürzeste Etappe werden. Ich hatte viel Zeit.

Frisch ausgeruht ging es ans Frühstück. Die Hauswirtin erklärte noch ausführlich die nächste Strecke des Mosel Caminos, die bevorstand. Ihre Tipps nahmen wir dankbar an.

Wir entschieden uns, getrennt zu laufen. Das ist gar nicht so unüblich auf einem Camino, und so brach ich vor neun Uhr als erster auf.

Vor dem Ortsausgang traf ich auf eine Skulptur des Rudemsmännchens – einem Geist, der einer lokalen Sage nach im naheliegenden Wald spukt, weil sich zwei benachbarte Städte nicht darauf einigen konnten, wem ein Waldgebiet gehört.

Ganz in der Nähe gab es einen Geocache zu entdecken. Endlich eine Dose, in der Trackables getauscht werden können! Leider war nichts Besonderes enthalten. Keine Tauschmünzen oder andere Gegenstände.

Es gab auf dem weiteren Weg wieder eine aufwendig ausgestattete Kapelle, einen tollen Panoramablick über eine Mosel-Schleife und wunderschöne Weinfelder, die sich an die Berge schmiegten, zu sehen. Leider aber auch Müll, der aus Autofenstern über die Leitplanke geschmissen wurde. In der Nähe von Ensch gibt es scheinbar eine Person mit viel Begabung im Umgang mit Metall. Am Straßenrand wird man von zwei Blech-Raben auf einem umgekippten Baumstumpf begrüßt. Entlang der Straße folgen noch weitere Blechtiere. Sehr schön gemacht.

Anja traf ich mittags auf einem freien Feld wieder. Sie hatte den ersten Aufstieg duch eine Abkürzung gemieden. Wie wir später erfuhren, handelte es sich bei dem Feld, auf dem wir standen, um eine Weidewiese für Schafe. Wir entspannten noch ein wenig und aßen von unserem Mitgebrachten und gingen dann gemütlich weiter.

Uns waren schon vor wenigen Tagen braune Kapseln aufgefallen, die immer wieder auf dem Boden lagen. Heute erfuhren wir von einem Weinbauern, dass sie Hormone enthalten, die Schädlinge auf biologische Weise von den Weinstöcken fernhalten.

Nach einem kleinen Fußgängertunnel kamen wir schließlich in Schweich an – unserem heutigen Ziel. Wir fanden ein Eiscafé und genossen Spaghettieis. Anschließend ging es zu den Pensionen, die wir gebucht hatten. Das Tagesziel war erreicht.

Nicht lange nach uns trafen auch Josef und Anna ein. Abends saßen wir zu einem letzten Abendessen beisammen, genossen dazu den lokalen Wein und unsere Gesellschaft. Wir waren Freunde geworden.

Den letzten Tag würde ich alleine gehen, weil ich früh beim Auto sein möchte. Die Autofahrt ist sehr lang und ich möchte vor dem Abend zurück in Wolfsburg sein.

Entsprechend fühlte ich etwas Wehmut, gemischt mit ein wenig Heimweh. Ich hatte drei tolle Freunde gewonnen und wäre mit ihnen gerne noch weiter gepilgert. Andererseits freute ich mich, endlich wieder zu Hause zu sein, meine Tochter zu sehen, Freunde zu treffen…

Der sechste Tag auf dem Camino

Der Tag begann mit einem netten kleinen Frühstück. Nichts Besonderes, aber es gab ein Frühstücksei, das perfekt war: Eigelb weich, Eiweiss fest. Außerdem auch kleine Pflaumen, Aufschnitt und eine ganze Kanne Kaffee. Außer mir waren vier Monteure im Speiseraum. Ich ließ mir nicht viel Zeit und schaffte es, pünktlich um halb acht beim einzigen Supermarkt vor der Tür zu stehen und auf Einlass zu warten. Pünktlich mit dem Kirchengong ging die Jalousie hoch. Ich kaufte Äpfel und Wasser, weil das Wasser in der Herberge sehr chemisch roch und ich meinen Trinkvorrat entsprechend nicht erneuert hatte.

Dann ging es weiter zu Anjas Unterkunft, dem „Zimmer am Weg“. Sie frühstückte, als ich ankam, und berichtete von einer Abkürzung, die die Wirtin kennt und uns mitteilen wollte. Nein, nichts für mich, ich wollte gerne den ganzen Camino gehen. Also brach ich ohne Anja auf. An diesem Tag sollte es über 30°C warm werden und die wollte ich nicht auf dem Camino erleben, sondern erst möglichst nahe am Ziel.

Also lief ich schon um acht Uhr weiter. Wolken legten sich an die Berghänge und hüllten sie ein. Sie lösten sich langsam auf und ließen interessante Streifen zurück. Es sah alles sehr idyllisch aus. Die Luft war leider nicht so frisch wie gestern, aber trotzdem noch angenehm.

Es gab wieder zahlreiche Weinfelder zu sehen. Auch ein paar Brunnen tauchten auf, doch sie führten kein Wasser.

Es ging unaufgeregt weiter. Ich schaffte etwa 5 km Weg in einer Stunde und kam noch am Vormittag in Klausen an. Klausen ist ein Wallfahrtsort mit einer Kirche im üblichen Stil: Weiße Steine, rot abgesetzt, mit dunklem Kirchendach. Ich entdeckte die Eberhardsklause, einen Dorfladen mit angebundener Herberge für Pilger. Der Laden ist sehr gut sortiert und ich kaufte etwas für die Hygiene und weiteres Wasser (das gleich aufgetrunken wurde). Mittlerweile wurde es doch etwas warm und ich war durstig geworden.

In der Eberhardsklause gab es sogar zwei Pilgerstempel. Neue Einträge in meinem Pilgerpass

Gleich danach ging es weiter. Die Sonne hatte mittlerweile an Kraft gewonnen und sendete ihre Strahlen auf mich herab. Die Erfrischung wirkte noch und nach einem annehmbaren Aufstieg führte der Weg in ein Waldgebiet. Der Schatten spendete willkommene Frische und ich konnte einfach weiterlaufen. Es folgten schließlich wieder sonnige Abschnitte, sogar ein Geocache in einem kleinen Waldstück, und ein weiterer, nicht funktionierender Brunnen an einer Raststelle, neben einer kleinen, liebevoll gepflegten Kapelle.

Nach einer kurzen Rast ging es schon weiter, immer auf die Bergspitzen. Die Panoramen, die sich vor mir ausbreiteten, waren atemberaubend. Die Mosel zog eine weitere Schleife und überall schmiegten sich die Städte an ihren Lauf. Der Anblick war schön, aber die Sonne brannte mittlerweile im Zenit auf mich herunter. Ich ließ mir wenig Zeit, denn ich wollte zur nächsten Pension kommen.

Bevor ich zu meinem Ziel Klüsserath kam, musste ich wieder Weinfelder passieren. Die Muschel-Wegweiser führten mich hindurch und ich probierte noch einmal Trauben. Sie waren hier zwar auch klein, aber schon viel süßer und damit genießbar.

Schließlich ging es deutlicher bergab und ich erreichte schon um 13 Uhr die Stadt. Sie erschien schmuckloser als die Orte zuvor und es fehlte auch an Touristen. Ein Dorf, dessen Bewohner sich vor der Sonne in den Häusern schützten und nicht in Erscheinung traten.

Es gibt hier eine Kirche, die sehr schön und aufwendig ausgestattet ist. Die Anzahl der Kirchbänke entspricht eher nicht der geringeren Zahl an Bürgern die hier leben, so meine Vermutung.

Es gibt zwei Pizzerien, ein wegen Corona geschlossenes Museum und einen großen Campingplatz, der die Stadt auf Abstand hält zur Mosel. Viele Dauercamper, nur wenige junge Menschen.

Am Abend saßen Anja, Josef, Anna und ich zusammen beim Italiener (ja, Vater und Tochter aus dem Münsterland haben Namen) und speisten dort vorzüglich.

Später genossen wir noch einen Wein der Hauswirtin und lachten und erzählten uns gegenseitig. Es war ein schöner Tag, aber für meinen Geschmack zu wenig „Camino“. Klüsserath war einmal mehr von Tourismus geprägt. Der Bürgermeister erzählte Anja und mir, dass ein erneuter Versuch, einen Supermarkt mit regionalen Produkten zu eröffnen, nach nur anderthalb Jahren an den fehlenden Kunden scheiterte. Die Bürger fahren lieber in die umliegenden Orte und kaufen in den Supermärkten ein.

Jetzt, wo ich das schreibe, muss ich daran denken, wie oft ich im Internet Dinge bestelle, statt im örtlichen Handel nachzusehen. Der Preis bestimmt das Überleben und nicht der Verstand. Das trifft mittlerweile auf so viele Dinge zu.

Das war mein sechster Tag auf dem Camino.

Der fünfte Tag auf dem Camino

Wir hatten morgens eine schöne Unterhaltung mit der Wirtin der Pilgerherberge, die unsere Frühstückszeit dadurch über die geplante Zeit hinweg dauern ließ. Die Herberge glänzt nicht nur mit einer besonders aufmerksamen, sondern auch besonders fleißigen Wirtin: Das Frühstück stand auf dem Tisch, es gab sehr leckere selbstgemachte Marmeladen aus Waldfrüchten, Mirabellen und anderem Obst. Außerdem konnten wir uns mit selbstgemachtem Eistee erfrischen – Pfefferminztee mit Zitronen!

Der Frühstücksraum war auch gleichzeitig ein Aufenthaltsraum, der mit viel Holz und Liebe für Details und ein gemeinsames Miteinander punktete. Es gab Gesellschaftsspiele, einen Couchtisch mit Couch, den Esstisch mit Stühlen, an dem wir frühstückten, und eine Theke.

Wir lernten zwei weitere Pilger kennen, die zusammen unterwegs waren. Einer aus Hamburg, der andere aus Rostock. Es wurde eine heitere Runde und unterhielten uns darüber, dass sie mit den Rädern pilgern und noch 70 von Trier entfernt sind – das sollte in einem Tag zu schaffen sein, weil sie immer an der Mosel entlang radeln wollten.

Schließlich holten wir uns noch einen weiteren Pilgerstempel und brachen auf. Nebel lag auf den Bergen und die Luft war frischer als an den Morgenden zuvor. Es war angenehm, zu laufen und die Frische linderte zunächst alle Anzeichen von Anstrengung.

Dann ging es allerdings wieder bergauf. Nicht so lange, aber doch etwas steil. So machten wir kleine, kurze Pausen, denn wir wollten nicht viel Zeit verlieren. Die Luft wurde klarer und der Weg führte uns wieder zwischen viele Weinfelder bis nach Bernkastel-Kues. Die ersten Anzeichen einer Stadt gab es durch eine sehr alte Mauer, daneben ein verputztes Haus mit einer Informationstafel, die erklärte, dass das Haus einmal ein Gefängnis war. Es folgte ein schönes Stadttor, hinter dem wieder verwinkelte Straßen und Häuser lagen.

Auf der Tafel an einem Haus stand:

Küss bezeiten
schöne Mädchen.
Trink beizeiten
guten Wein.
Bald zerreißt Dein
Lebensfädchen,
und ein and’rer küsst
die Mädchen
und ein andrer trinkt
den Wein.

Sehr viele Läden standen leer oder waren geschlossen. An einem Fenster stand in weißen handschriftlichen Buchstaben geschrieben:

Geöffnet wenn wir Bock haben

So liefen wir weiter, bis wir ein Eiscafé fanden. Dort bestellten wir eine Flasche Riesling, die wir uns teilten. Sicher war es der Anstrengung und der Sonne geschuldet, dass der Wein etwas zu Kopfe stieg. So bezahlten wir und machten uns kichernd auf den Weg. Ich musste noch zu einer Tourist Info, um Unterstützung bei der Suche nach dem nächsten Zimmer zu bekommen. Außerdem gab es wieder einen Pilgerstempel. Fast vergessen: Vor dem Café nebenan machten sich gerade der Vater und die Tochter Platz, die wir gestern bei der Marienburg getroffen und in Zell an der Mosel wieder verloren hatten.

Pilgerstempel und ein neues Zimmer bekam ich schnell bei der Tourist Info und so liefen wir weiter. Noch kurz was Süßes bei einer Bäckerei und es ging an einem Riesenrad vorbei. Uns holten das wiedergetroffene Vater-Tochter-Gespann ein und wir folgten gemeinsam dem weiteren Camino an der Mosel entlang. Zwischendurch mussten wir hintereinander herlaufen, weil Radfahrer uns passierten. An einer Stelle brach dann mein Wanderstock entzwei, der am ersten Tag beim Sturz auf einem schmalen Weg leicht verbogen war. Mit einem Wanderstock ging es weiter.

Bei einem erneuten Aufstieg waren wir dann wieder zu zweit. Wir hattten genügend Zeit und gönnten uns zwischendurch Pausen. Der kaputte Wanderstock wanderte in den nächsten Mülleimer, den ich bei schönster Aussicht finden konnte.

Es ging weiter an reiferen Weinstöcken (an denen wir kosteten: Lecker!) vorbei bis nach Osann-Monzel.

19 km habe ich geschafft und heute gönne ich meinen Füßen mehr Ruhe.

Der vierte Tag auf dem Camino

Ich hatte sehr gut im Gästezimmer des Cafés und Konditorei Görgen in Treis-Karden geschlafen. Fit für den weiteren Weg. Auch das Frühstückbuffet war sehr ansprechend. Kein Wunder: Bei einer angebundenen Konditorei darf man was erwarten und so gab es unter dem frischen Gebäck auch frischen Plunder.

Anja kam dazu und wir liefen zusammen los. Es war ein sonniger Morgen und bei 18°C und einer frischen Brise ging es los.

Über einen geschotterten Waldweg gelangten wir zur Marienburg. Die Aussicht war überwältigend, auch weil die Mosel hier eine Schleife macht. Wir holten uns den nächsten Pilgerstempel ab und lernten dabei auch gleich einen Vater mit seiner sportlichen Tochter, beide aus dem Münsterland, kennen. Auf dem weiteren Weg liefen mal sie, mal wir vorne weg. Irgendwann beschlossen wir dann, gemeinsam zu gehen und so kamen wir zu viert in Zell an der Mosel an.

Dort fand ich endlich ein Geschäft, in dem ich eine Isomatte kaufen konnte. Nach der letzten gut geruhten Nacht hatte ich nun kein Problem mehr, die nächste Nacht möglicherweise wieder auf einem Campingplatz zu verbringen. Das zusätzliche Gewicht glich ich aus, indem ich ein paar Sachen einpackte und nach Hause schickte. Ein Schlafshirt? Brauchte ich noch nicht. Solarpanel? Schadet dem Akku eher, wie ich ja feststellen musste. Etwa 1,5 kg schickte ich per Paket nach Hause.

Als wir aus Zell wieder heraus waren, sollte einer der heftigsten Anstiege kommen. Der Weg begann unscheinbar zwischen zwei Glascontainern und verlangte sofort einiges von uns ab. Wir brauchten viel Kraft und Zeit, um den Waldweg bei enormer Luftfeuchtigkeit zu bewältigen. Etwa 300 Höhenmeter mussten auf 3 km bis zur Schutzhütte „Schöne Aussicht“ überwunden werden. Belohnt wurden wir mit einer überwältigenden Aussicht auf eine Moselschleife, die von bunten Weinfeldern gesäumt wurde.

Die weitere Strecke ging durch Wälder, war teils steil oder steinig. Wenige Male verpassten wir eine Abbiegung und mussten uns von meinem GPS leiten lassen. Zum Glück kamen wir immer wieder auf den richtigen Weg zurück.

Den Bummkopf hatte ich irgendwie nicht wahrgenommen. Laut meinen GPS-Aufzeichnungen habe ich ihn aber passiert. Nun denn…

Vor Enkirch fanden wir einen Zwetschgenbaum und erfrischten uns mit dem reifen Obst, das er trug. Sehr lecker!

Ich wollte gerade einen nahenden Regenschauer filmen, da war er schon direkt über uns. Schnell stellten wir uns unter einen Baum, taten die Regencapes über und liefen weiter.  Wir beobachteten interessiert, wie die Wassermassen zwischen den Weinstöcken die Kanalisation erreichten, wo sie zu einem reißenden Strom gelenkt wurden. Enkirch hatte den satten Guss abbekommen, alles war noch tropfnass. Der Regen war nach wenigen Minuten schon vorbei und wich der warmen Sonne.

Wir gingen zur Tourist Info, um uns einen Pilgerstempel abzuholen. Wir wussten vom Pilgerführer, dass nun ein weiterer steiler Anstieg kam und Anja entschied sich gegen die Gefahr, auf dem Anstieg auszurutschen oder mit glitschiger Oberfläche kämpfen zu müssen und erkundigte sich nach einer Busverbindung.

Weil die supernette motivierte Mitarbeiterin so dafür warb, den Aufstieg zu machen, weil die Aussicht besonders sei, entschied ich mich für die Fortsetzung. Etwas Kampfgeist spielte auch mit: Ich wollte unbedingt den ganzen beschilderten Weg gehen.

So verabschiedeten wir uns bei schönem Sonnenschein vor der Tourist Info und ich pilgerte alleine weiter. Es ging tatsächlich schnell aufwärts – allerdings führten mich asphaltierte Straßen durch steile, verwinkelte Gassen durch die Häuser. Es sah wieder einmal ziemlich „urig“ aus.

Schließlich führten die Wegweiser zu einem Pfad, der aus Erde, Steinen und Treppenstufen bestand. Er führte zwischen den Häusern aus der Stadt hinaus auf saftige grüne Wiesen zu einer Schutzhütte. In dieser waren Informationen über einen Musik-Wanderweg angebracht, der an dieser Hütte vorbeiführte, und über die weiteren Wege, die diesen Teil des Berges spannten. Ich lief weiter in Richtung Traben-Trarbach.

Unterwegs konnte ich immer wieder den Mosellauf verfolgen. Boote auf dem Wasser und Inseln, die den Fluss stellenweise teilten, brachten Abwechslung. Auf der anderen Seite säumten dichte Laubwälder die Landschaft und oben, auf dem Gipfel, konnte ich längliche Gebäude ausmachen. Vermutlich verarbeitende Betriebe.

An einer Liebesbank fand ich eine Blechdose. Ich öffnete sie und fand Liebeskarten darin. Sehr schön gemacht. Ich schloss die Dose wieder. Eine kleine Geste mit einer großen Wirkung. So eine kleine Dose macht den Ort noch einmal zu etwas Einmaligem.

Weiter ging es durch Wiesen, Bäume behinderten die Sicht zur Mosel und es ging langsam wieder abwärts. Der Camino führte immer weiter in Wälder hinein. Teils wurde der Weg steiler und ich musste mit meinen Wanderstöcken aufpassen, dass ich den Halt nicht verliere. Statt Pilgern begegneten mir Menschen aus der Gegend. Familien und Frauen, die mit Hunden gassi gingen.Plötzlich setzte wieder der Regen ein. Furchtbar! Erneut musste ich das mittlerweile getrocknete Cape herausholen und über meinen vom Regen genässten Körper und Rucksack ziehen. Dann ging es weiter.

Auch beim Abstieg gab es zwischendurch Treppenstufen, die in den Kurven der Serpentinen Wanderer leiteten. Diese waren vom Regen nass – und schon war ich ausgerutscht. Zum Glück war ich vorsichtig gelaufen und konnte gleich wieder aufstehen und weiterlaufen. Allerdings fühlte ich mich unwohl in der Regenpelle. Auf meiner Haut waren Regen und Schweiß zu einer klebrigen Flüssigkeit vereint, außen der Regen, der das Cape an mich drückte, damit es auch möglichst viel klebte. Dazu war es etwas schwül. Kein schönes Gefühl!

Ich rief noch einmal in der Pilgerherberge an, denn ich wollte nicht zum Campingplatz laufen. Das wäre nochmal eine lange Strecke gewesen. Am Telefon erfuhr ich, dass ich doch noch unterkommen könnte. Aber ein Zelt auf dem Anwesen – nein, das kommt nicht in Frage.

Ich lief also weiter. Kilometer hatte ich noch vor mir und die lief ich einfach stur, ohne auf Schmerzen, Wetter oder das klebende Cape zu achten. Schließlich kam ich um 19 Uhr in der Herberge an. Anja hatte mitbekommen, dass ich um diese Zeit ankomme, und wartete am Eingang auf mich. Sie führte mich herum und zeigte mir das Pilgerzimmer, in dem auch ich schlafen durfte. Möglich wurde das, weil mehrere Pilger in einer Gruppe reisten und daher ohne Abstandsregeln nächtigen durften. So wurde etwas Platz frei, den ich nutzen konnte. Glück gehabt!

Den Abend verbrachten wir dann bei Döner und Pizza und „feierten“, dass wir nun die halbe Dauer unseres Camino hinter uns gebracht haben. Ich habe heute 27,1 Kilometer geschafft, insgesamt also etwa 108 Kilometer vom Camino.

Der dritte Tag auf dem Camino

Gestern hatte ich einen Zeltplatz gefunden. Meine Erkenntnisse: Das Zelt ist zu klein und ein wenig durchlässig. In der Nacht kamen immer wieder zwei Gewitter zum Zuge und prügelten ihre Regentropfen auf den Campingplatz. Es gab auch Ruhephasen, die ich nutzte. Um das Badehaus zu besuchen und am morgen war der ganze Zauber vorbei. Um 6:10 Uhr wachte ich auf und war sofort startklar, obwohl ich in der Nacht immer 45-90 Minuten schlafen konnte, dann aufwachte und wieder einschlief. Einmal riss ich im Schlaf eine Zeltstange um und musste sie mit den Füßen wieder aufrecht hinstellen. Dann pustete mir etwas Regen ins Gesicht. Der Boden war zu hart, weil ja eine Isomatte fehlte und ich wusste oft nicht, wie ich am bequemsten liegen konnte.

Zunächst ging ich zum Supermarkt, der um 7 Uhr öffnete. Bananen und etwas Wasser, weil ich ja festgestellt hatte, dass 2 Liter in einer Wasserblase nicht ausreichen. Das sollte ich auch heute wieder merken, aber 3 Liter sind okay.

Um halb 8 ging es dann endlich los. Ich warf noch einmal einen Blick auf die junge Frau, die mir aufgefallen war: Um die Augen zu stark geschminkt, Typ „Cindy aus Marzahn“, aber die schlankere Variante davon. Sie stand einfach auf dem Parkplatz und hörte Schnulzen auf ihrem Smartphone.

Der Anfang war etwas komisch, weil ich auf einer Bundesstraße laufen sollte. Doch, alles richtig. Der GPS-Track bestätigt, die Muschel-Aufkleber bestätigen. Der Boden war nass. Alles war nass, sogar mein Schlafsack war nass.

Es gab wieder eine Burg zu sehen, alte Häuser, viele religiöse Einrichtungen, orangene Nacktschnecken und Holzstämmen in erstaunlichem Maße. Irgendwann kam ich zum Schwesternkloster Maria Engelport, wo ich mir ein Andenken kaufte. Ein Priester segnete es sogar für mich und erklärte, dass es mich beschützen würde.

Weiter ging es, allerdings sehr steil. Das Gefühl kam dem in einem Tropenhaus nahe: Nass und sehr warm. Der Schweiß spritzte aus allen Poren. Nach 300 Höhenmetern war ich am glanzlosen Gipfel angekommen. Na toll. Keine besondere Aussicht. Es ging wieder bergab mit Aufs und Abs und irgendwann erreichte ich – eine Schutzhütte! Na endlich! Diese wird von einem Verein gepflegt. Leider haben Besucher achtlos ihren Müll liegen lassen. Wer den wohl wegräumt?

Nach einer Stärkung ging es weiter über Felder, durch Wälder und Wiesen nach Beilstein, wo auch die Burg Metternich stolz emporragt. Der Anblick ist wirklich toll, mit den Fahnen… schon aus der Ferne kommend überkam mich mein Pilger-Moment. Wer die Geschichte „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling kennt, der erinnert sich: Jeder Pilger wird einmal weinen. Es handetl sich um einen Moment der Erkenntnis und kann eine tiefe Veränderung im Lebenspfad auslösen.

Was es bei mir wird weiß ich noch nicht. Aber ich konnte mich nur schlecht zurückhalten und ließ alles raus. Ich wusste, dass ich mein erstes Ziel heute erreicht hatte.

In Beilstein begeisterten mich die Häuser. Die Anordnung, die Größe, die Farben… total urig! Muss man gesehen haben! Ähnlich kenne ich es von Mallorca, so klein und verwinkelt. Ich mag sowas.

Schon schnell nahm ich wieder die Fährte auf und folgte den Muscheln weiter aus der bunten Stadt heraus. Ich kam an einer Stelle vorbei, an der Stühle aufgestellt waren. Tische, sogar Barhocker und ein Sonnenschirm und einen Grill gab es. Sowas ist möglich, wenn Nachbarn zusammenhalten. Toll! Ich mag solche Fälle von Eigeninitiative, wo einfach angepackt wird.

Dann ging es weiter, an der Straße entlang. Hörte ich ein Auto, ging ich an den Rand und wartete auf das passierende Kfz. Für meinen Geschmack zu gefährlich, aber es ist die Pilgerstrecke.

Dann folgte ein Pfad mit Brennesseln. Zum Glück hatte ich lange Hosen an!

Nach einer langen Wanderung durch den Wald kam ich zum „Bienenfernseher“. Eine Station, an der man Bienen beobachten und etwas über Bienen erfahren kann. Sehr schön! Ich holte mein Solarpanel raus, um seine Funktion an meinem Smartphone auszuprobieren. Leider ging das ständig an – aus – an – aus. Eher schädlich für den Akku – und für meinen Rücken! Die 700 g hätte ich mir sparen können!

Der weitere Weg führte mich über Wiesen und Felder, an einer zweiten Schutzhütte vorbei und durch einen Wald. Schließlich landete ich in Bullay. Eine Herberge war schnell gefunden und ich verabredete mich noch einmal mit Anja, die in Beilstein die Fähre und anschließend ein Taxi genommen hatte. Sie war eine halbe Stunde vor mir hier angekommen.

Wir saßen bei einem gemütlichen Glas Wein und ich aß noch einen Flammkuchen. Alles sehr lecker 🙂 Ich bin gespannt, was der morgige Tag bringt. Hoffentlich Linderung für die Füße. Die sehen gar nicht gut aus!

Der zweite Tag auf dem Camino

Heute bin ich nach einem ausgiebigen Frühstück in Löf gestartet und entlang der Bahnlinie gewandert. Die Sonne zeigte sich und damit auch ihre Kraft. Mein Wasservorrat war frisch aufgefüllt. Heute würde ich merken, dass 2 Liter nicht ausreichen.

Auf dem Weg habe ich Anja kennengelernt. Sie kommt aus Bremen, 50 Jahre alt, Pilgerin. An der Jakobsmuschel, die an ihrem Rucksack baumelte, konnte ich gleich erkennen, das auch sie den Mosel-Camino läuft. Sie überlegte, abzubrechen und ich lud sie ein, gemeinsam weiter zu gehen. Das wirkte und so hatten wir den ganzen Tag schöne Unterhaltung, die uns durch Hatzenport, Lasserg zur Burg Eltz führte. Eine wunderschöne Burg inmitten eines Tals. Dort tauchten wir unsere Füße ins Wasser. Das Blasenpflaster, das ich am Morgen hinten an den Fuß gemacht hatte, weil die Haut abgescheuert war, war nun ebenfalls heruntergerieben. Schnell ein neues drauf, das hoffentlich hilft. Dann befolgte ich auch endlich den Rat, zwei Paar Socken zu tragen, um den Abrieb zu vermindern. Ich bin gespannt, ob das wirklich hilft!

Es ging weiter bis nach Treis-Karden. Kurz vorher schauten wir noch bei einer Hütte vorbei, die am Wochenende geöffnet hat, und hatten schöne Gespräche mit der Wirtin und ihrem Mann. Die Aussicht war atemberaubend! Man konnte bis nach Treis-Karden blicken und der Wirt erklärte, in welcher Richtung der Campingplatz liegt, den ich ansteuern wollte.

Von Anja verabschiedete ich mich. als wir bei ihrer Pension ankamen. Einen Stempel bekam ich aber noch 🙂 Dann ging es weiter zum Campingplatz, wo ich um 19 Uhr erschöpft ankam. Man konnte die ganze Zeit ein Grummeln hören, das näher kam.

Als ich an meinem zugewiesenen Platz angekommen war, regnete es. Ich baute flugs das Zelt auf (noch kleiner als befürchtet) und verkroch mich darin. Als der Regen aufhörte, zog ich meine Birkenstock an und erforschte die Umgebung. Zwei Supermärkte in der Nähe, einer würde schon um 7 Uhr öffnen. Na dann werde ich pünktlich sein!

Was habe ich gelernt?
– Das Solarpanel hätte ich vermutlich nicht gebraucht.
– Das Zelt ist zu klein und nur weil jemand in den Erfahrungsbericht schreibt, es sei wirklich komplett wasserdicht, muss das nicht stimmen.
– Trotz wenig Schlafs total ausgeruht.
– Mit anderen pilgern macht Spaß. Man sollte aber vollkommen unvoreingenommen sein.
– Wasser überall auffüllen! Zwei Liter sind zu wenig.

Buen Camino

Buen camino bedeutet Guter Weg. Es bedeutet aber auch Richtige Richtung. Eine Sichtweise zum Beispiel oder einfach der eigene Lebensweg. Ein nicht so leichtes Unterfangen, denn der Mensch ist geneigt, sich festzulegen in Ziel und Werten und ändert das mit zunehmendem Alter kaum.

Nach einer relativ kurzen Planung habe ich nun alles zusammen, um einen Camino zu gehen. Er führt von Koblenz nach Trier und etwa 160-180 km an der Mosel entlang der Weinberge, vorbei an Wallfahrtsorten durch Wälder, Wiesen und Städte.

Was das Ziel ist? Einerseits die wunderschöne Stadt Trier, in der eine Kirche, in der die Gebeine des Heiligen St. Matthias liegen sollen. Andererseits möchte ich endlich aus dem Alltag entschleunigen, einmal keine Termine und keine Wünsche, die ich erfüllen muss oder Aufgaben, die ich zu erledigen habe.

Los geht es um 11 Uhr am Bahnhof in Koblenz. Neugierig gehe ich zum Bahnhofsvorplatz und sehe gleich einen ersten Geocache. Schnell gefunden, geloggt und weiter.

Ich habe mir einen GPS-Track gespeichert, der zum Schloss Stolzenfels und von dort direkt auf den Mosel-Camino führt.  Diesem Track folge ich zunächst und muss feststellen, dass er an der Mosel entlang führt, über einen Umweg. Mein Ziel liegt heute sowieso hinter dem Ende der ersten Etappe. Da will ich mir diese überflüssigen Kilometer sparen und wähle nun die Koordinaten vom Schloss Stolzenfels als Ziel.

Auf dem Weg dahin begegnet mir noch ein Geocache und dann komme ich um 13 Uhr am Schloss an. Es sieht imposant aus, wie einige seiner Gebäude in den Berg eingearbeitet wurden und somit ihren Zweck erfüllen.

Nachdem ich meinen ersten Pilgerstempel an der Kasse abgeholt habe, geht es weiter. Der Weg geht aufwärts durch den Wald. Zunächst wundere ich mich darüber, dass der Weg mehrfach mit Jakobsmuscheln ausgewiesen ist. Später stelle ich fest: Es handelt sich um den linksrheinischen Camino, der den Mosel-Camino kreuzt.

Auf dem Weg begegnen mir keine anderen Pilger. Die meiste Zeit bin ich tatsächlich allein, abgesehen von ein paar Crossbikern.

Den ersten Tag schaffe ich mit fast 30 km und falle um 20:30 Uhr ins Bett im Hotel Traube in Löf. Das war ein langer Tag!

Was brauchte ich?

  • Smartphone
  • Mundschutz wegen Covid-19-Infektionsgefahr
  • gute Schuhe (die habe ich, dafür aber keine Blasen!)
  • GPS
  • meine Trinkblase
  • Sonnenhut gegen die heiße Sonne
  • Wanderstöcke
  • weniger Schmerzempfinden

Meine fünfte Challenge: Bunte Steine gegen den Corona-Blues

Worum geht es?

Diese Challenge ist allen gewidmet, die zuhause bleiben oder sich anderen Menschen fernhalten, um sich und andere nicht zu infizieren. Es besteht die Gefahr von Lagerkoller, die man nicht nur ernst nehmen, sondern auch bekämpfen sollte. Zum Beispiel durch Teilnahme an Challenges 😉

In meiner neuen Challenge möchte ich die immer populärer werdende Steinschlange auch in Wolfsburg präsenter machen.

Ausschnitt einer Steinschlange im Hasselbachtal
Teil einer Steinschlange im Hasselbachtal

Ihre „Glieder“ bestehen aus etwa faustgroßen Steinen, die mit Acrylfarben bemalt wurden. Sie fördern die Kreativität und bieten eine willkommene Abwechslung zu dieser Zeit der Isolation. Ein gleichzeitiges Aufeinandertreffen von Personen aus unterschiedlichen Haushalten ist nicht nötig.

Was brauche ich?

Die Einkaufsliste ist gar nicht so lang und wenn man sich, wie ich, schon einmal mit Acrylmalerei, z.B. auf Leinwände, beschäftigt hat, sind die meisten Utensilien bereits vorhanden:

  • Acrylfarben aus der Tube oder als Stifte
  • ggf. Pinsel
  • Klarlack
  • Steine, z.B. aus dem Baumarkt oder Gartencenter
  • eine kreative Ader oder Inspiration aus dem Internet, z.B. bei Pinterest
  • Zeitung zum Unterlegen
  • KEINE aufzuklebenden Applikationen wie Kulleraugen, Steinplättchen o.ä. – die lösen sich und werden zu einem Problem in der Natur

Mit diesen Utensilien können Steine nach Belieben bemalt werden.

Mein persönlicher Beitrag

Der ist bereits erfolgt: Ich habe mit der Schulleitung gesprochen und die Erlaubnis zum Bilden einer Steinschlange erhalten. Dann habe ich eine Info geschrieben, den Ausdruck einlaminiert und in direkter Nähe der Steinschlange angebracht. So erfährt jeder, der an dem noch kleinen Steinhaufen vorbeiläuft, was es damit auf sich hat und wird vielleicht motiviert, eigene Steine hinzuzufügen.

Außerdem habe ich die Facebook-Gruppe „#Wobstone – bunte Steine in Wolfsburg“ ins Leben gerufen und bei allen Elternvertretern der Schule um Unterstützung gebeten. Das erste Ergebnis kam bereits gestern abend.

Der Anfang unserer „Leo-Schlange“

Die Steinschlange liegt neben dem Parkplatz am Haupteingang der Leonardo-da-Vinci Grundschule. Dort soll sie wachsen und schöne Steine hervorbringen, an denen sich Fußgänger erfreuen.

Außerdem sollen Steine mit dem Tag „#WobStone“ versehen und an schönen Plätzen ausgelegt werden. Natürlich werde ich mich auch daran beteiligen.